Chachapoyas

Von Vilcabamba ging es weiter nach Chachapoyas. Das Hostal hat diese von Touristen kaum besuchte Verbindung für seine Gäste vorbildlich herausgearbeitet: Bus direkt vor dem Hostal heranwinken, bis nach Zumba fahren, dort nen Ranchero (Mischung aus Truck und Bus) bis zur Grenze nehmen, zu Fuß über die Grenze, Sammeltaxi bis San Ignacio, dort übernachten, am Morgen mit Collectivo (Sammeltaxi mit bis zu 14 Fahrgästen, sowas wie ein Hühnertransport für Menschen) nach Jaen, mitm Tuktuk durch die Stadt zum nächsten Collectivo nach Bagua Grande und von dort zuletzt ebenfalls mit nem Collectivo nach Chachapoyas. Also alles eigentlich ziemlich „einfach“ – bzw. verständlich – beschrieben…

Ich stehe also brav um 10 vor sechs in der Nacht (nein, es hat sich noch nicht nach nem Morgen angefühlt!) vor dem Hostal, um 6:25 kam der Bus dann. Statt der beschriebenen 6,5h Fahrt wurde ich aber schon um 10:15 im Zielort Zumba aus dem Bus geworfen. Gut, dann werde ich wohl nicht mehr bis um 14:30 auf den Ranchero warten… Ich sprach zwei Leute in der Wartehalle an, ob wir uns zur Grenze nen Taxi teilen und los gings. An der Grenze hab ich dann ein wenig orientierungslos einfach dem einen alles nachgemacht: Zu Fuß zum ersten Schlagbaum, drunterdurch, über die Brücke, unter dem zweiten Schlagbaum durch, aber als er dann in nen „Tuktuk“ stieg und davonbrauste machte ich mir Gedanken, ob mir nicht vielleicht noch nen Stempel im Pass fehlen könnte… Also das Office gesucht und mich von dem Beamten auf einen Stuhl weisen lassen. Scheinbar mussten wir auf den Kollegen warten. Als ich mir nach 20min mal die Beine vertrat und in die Tür nach draußen trat, sprang der auf der anderen Straßenseite schuldbewusst von seinem Kaffee auf und schlurfte herüber. Letztlich erfuhr ich aber nur, dass mir noch der Ausreisestempel von Ecuador fehlte. Also wieder zurück, mir den fehlenden Stempel besorgt (natürlich nicht verraten, dass ich schon drüben war…) und nochmal rüber. Diesmal hatte ich mehr Glück, war doch der Beamte noch am Platz – Glück, das der Radfahrer 20min später nicht mehr hatte; er musste mehr als eine halbe Stunde auf das Ende der Mittagspause warten. Nun, mir war das Glück dann einen Moment lang auch nicht mehr soo hold, ich hab auch noch lange warten müssen, bis sich drei weitere Fahrgäste für die günstigste Variante einfanden. Aber irgendwann ging es dann los. In Jaen hatte ich dann wieder viel Glück – ich sicherte mir schon im Aussteigen gleich das erste Tuktuk zum anderen Collectivo-Sammelpunkt und als ich dort ankam war ich der 14. Fahrgast und los ging es. Und auch in Bagua Grande, es war immerhin schon eine Weile dunkel und fast 19:00 Uhr, hatte ich Glück – als ich als letzter verbliebener Fahrgast etwas unbeholfen meinen Fahrer nach dem Weg zum Collectivo-Startplatz nach Chachapoya (in der Gegend spricht man kurz nur von „Chacha“) fragte, fuhr er mich kurzerhand an drei möglichen Stellen vorbei und somit bekam ich nen Platz im letzten Shuttle (zum halben erwarteten Preis) nach Chacha. Cool, einen Tag schneller als beschrieben! :-)
Und kaputt bin ich nach mehreren Stunden im Bus auf solchen Lehmpisten durch die Berge (mit tollen Aussichten und Tiefblicken) eh immer. Machte also nicht viel aus, dass ich am Abend letztlich nicht in das geplante Chachapoyas Backpackers gelangte sondern ins Mundo Backpackers stolperte. Naja, es war aber am Ende dann doch derart schlecht, dass ich den nächsten Morgen gleich umzog.

Dort lernte ich schon beim Einchecken ohne Gepäck zwei sehr nette und vor allem absolut unamerikanische Amerikaner/in kennen, mit denen ich dann die beiden nächsten Tage noch ein paarmal unterwegs war. So ging es nach dem Umzug in das Dörfchen Huancas (bitte auf präzise Aussprache gegenüber englisch-sprachigen Leuten achten, sonst schauen die einen irritiert an oder kichern los) für einen schönen Ausblick über einen großen Canyon, die Sonche-Schlucht. Den Heimweg traten wir zu Fuß an. Ein sehr netter Nachmittag!

Am nächsten Tag ging es dann nach Kuelap, wo ich zum einen mehr über die stolzen Chachapoya (aus der Sprache der Inka=Quechua für Wolkenmenschen bzw. Wolkenkrieger) erfuhr, wie sie kurz vor Eintreffen der Spanier von den Inka erobert und unterworfen wurden, sich dann quasi aus dem Untergrund mit den Spaniern gegen die Inka verbündeten und diese zurück-besiegten, um letztlich von den Spaniern unterworfen zu werden und durch die mitgebrachten Krankheiten quasi komplett ausgerottet zu werden.
Aber auch die gewaltige Festung war beeindruckend, auch wenn sie wohl nur von Geistlichen und hohen Politikern (in Personalunion) bewohnt wurde, und sich die Herren Oberen die Festung nicht nur bauen ließen sondern auch noch Essen und Wasser auf den Berg bringen ließen.

Am dritten Tag ging es dann nach Cocachimba zu den Gocta-Fällen, ein zweigeteilter Wasserfall aus ca. 250m (oberer Teil) und 540m (unterer Teil). Trotzdem es anfangs doch noch recht bedeckt war und wir direkt am Fall noch kurzzeitig komplett verregneten, war es doch sehr beeindruckend.

An meinem letzten Chacha-Tag ging es zu den Höhlen bei Quiocta und Sarcophagas bei Karajia. Erstere ist eine mehrere Kilometer lange Lehmhöhle, in der die Chachapoya wohl ihre Ahnen bestatteten. Die Sarcophagos bei Karajia dagegen sind den Osterinsel-Figuren vom Kopf her ähnliche, etwa menschengroße Figuren, sie stehen quasi unerreichbar auf Felsbändern. Leider war der Guide richtig schlecht und unfreundlich, daher kann ich hier nur wenig Schlaues dazu sagen. Außer natürlich seine Erklärung, dass in Peru eh alle Kulturen auf Atlantis zurückzuführen seien, was ja „bekanntlich“ vor Perus Küste lag. Als ich das für einen Scherz hielt und leichtsinnigerweise lachte, wechselte seine Laune sofort und endgültig von schlecht-gelaunt/arbeitsunwillig auf bösartiges-verkanntes-Genie…

5 Gedanken zu „Chachapoyas“

  1. Nur mal so zum Verständnis: diesen Artikel habe ich vorgestern abend, gestern abend und jetzt (heute abend, hier ist es jetzt 20:45) geschrieben, seit zwei Stunden sitze ich daran und lade die heute Nachmittag von der Kamera aufs Smartphone übertragenen Bilder auf die Webseite hoch, gebe ihnen Titel und sortiere und gruppiere sieso, dass sie im Artikel passend zum Text eingefügt werden können.
    Vielleichr hört Ihr es heraus, dass das ein bisschen was an Arbeit ist und daher auch einiges an Energie und Zeit kostet. Mit schlechtem Internet umso mehr. Bitte versteht daher, dass ich nicht immer sehr zeitnah hier berichten kann (und vielleicht auch mal nicht mag) und dass ein Bericht selten wirklich an dem Tag geschrieben sein wird, dessen Datum darunter steht – ich setz dort das/ein Datum ein, an dem ich an dem jeweiligen Ort war.
    Also hab ich mich meist Tage nach dem Artikeldatum das letzte mal gemeldet und bin daher nicht schon verschütt gegangen.
    Danke an alle, die sich trotzdem Sorgen machen, aber außer in Quito hab ich mich bislang noch nirgends unsicher gefühlt.

  2. Sehr schöne Bilder wirklich! Mann, Deine Selfies werden ja immer spagatiger. Gib zu, Du fährst entweder die ganze Zeit Schiff oder Du warst doch heimlich beim Bund. :0) Wenn Du noch weiter übst, kannst Du Dich bei Deiner Rückkehr mit Deinem Neffen im Männerspagat messen. Der übt nämlich auch kräftig. Den Hinweis auf die Bromelie habe ich andächtig gelesen. Deine Mutter wird sich freuen. Wo Du Dich doch jetzt schon mit den Seehunden auskennst….
    So wie die Käferdame fühle ich mich ehrlich gesagt auch manchmal…
    Durftet Ihr tatsächlich nicht durch den nur für heilige Männer Eingang, oder war das ein Witz?
    Der Atlantiswitz war allerdings auch nicht schlecht…
    Nette Straßen hast Du da, erinnert mich an Nepal, fehlen nur noch die passenden Erdrutsche, über die man interessanter Weise auch mit einem Reisebuss klettern kann.

    1. Lernt man beim Schiff fahren Spagat?? Den Zusammenhang musst Du mir noch erklären…
      Und wir alle durften nicht durch den nach hinten enger werdenden Eingang, weil der einsturzgefährdet ist.
      Was die Straßen angeht – ja, selbst die breiteren, geteerten Straßen sind hin und wieder von Erdrutschen betroffen und werden dann erst einmal geräumt. Dann muss man halt warten. Oder man kommt irgendwie einspurig drüber, dann wird auch sonst nix gemacht. Es gab aber auch Hangwegrutschen, wo nen Stück der Straße abgehauen ist. Wenn sie geteert ist, werden scheinbar einfach zwei Warnhütchen aufgestellt. Dann ists vermutlich wieder sicher… Und auf unserer ungeteerten Straße war das nicht notwendig, man fährt ja eh langsam und sucht sich ne Spur dichter an der Wand…

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