Nach Santa Cruz fahre ich über Nacht, komme noch vor Sonnenaufgang in der Stadt an. Wir befinden uns nun nur noch auf 430m, entsprechend warm ist es. Ein seltsames Busterminal, keine Halle, keine Ticketschalter… Nach einer halben Stunde verstehe ich: Das Terminal ist nachts geschlossen, wir sind daher am Nebenterminal angekommen, wo nur 15-20 Busse gleichzeitig ankommen können… Anderthalb Stunden später öffnet dann auch das große Terminal (hier können 50-60 Busse gleichzeitig bedient werden).
Die von mir zuvor herausgesuchte und preferierte Busgesellschaft zur Weiterfahrt nach Asuncion macht erst drei Stunden später auf, hat dann aber noch ausreichend Tickets vorrätig. WLAN gibt es im Bus dann leider nicht (angeblich defekt, vermutlich aber eher noch eine ältere Generation von Bus). Der Bus wird erst am Abend gehen, so kann ich mich immer mal ein wenig aus dem Terminal in die Stadt wagen, zumindest, bis es so heiß ist, dass der Weg über die breite Hauptstraße schon langsam zu anstrengend wird. Ein kleines Mittagessen (Menu del dia) und ein kleines Hotel mit WLAN (dass ich im Laufe des Tages mehrfach besuche, auch wenn ich dann nur noch vor der Tür stehe) sind die Highlights des Tages.
Im riesigen Terminal sind geschätzte 60-80 Busunternehmen mit eigenen Schaltern vertreten, auf der Rückseite ist auch noch eine Bahnstation. Busse fahren von hier in alle Richtungen auf dem Kontinent: Buenos Aires, Sao Paolo, Rio, Brasilia, Lima, La Paz, Santiago de Chile, Cordoba/Salta… Ein riesiges Drehkreuz! Am Abend wird das Terminal dann auch immer lauter und voller, scheinbar gehen hier fast alle Busverbindungen über Nacht los – kein Wunder bei den angebotenen Distanzen.
Entsprechend ist dann auch der Andrang zu meiner Abfahrtszeit, mein Bus soll zeitgleich mit einem anderen Unternehmen für dieselbe Strecke starten, unser Bus kommt aber durch den Busstau am Terminal erst 40min nach Abfahrt des anderen an. Die Sonne ist gerade erst untergegangen, wir strömen zum Bus. Die meisten steigen ein, ich will bis zur Verladung meines großen Rucksackes lieber noch neben dem Bus stehen. Da kommt ein Trupp Polizisten in Kampfuniform auf mich zugeeilt, fragen, ob ich mit dem Bus fahre und als ich bejahe, soll ich bitte meinen Reisepass vorzeigen. Sie schauen drauf, fragen nach meiner Herkunft und meinem Ziel, bedanken sich und entern auch noch den Bus. Ein einzelner, etwas älterer und weitaus ruhigerer Mann in Uniform steht noch draußen und betrachtet die Aktion seiner Leute. Auf der Mütze steht „Interpol“ – lustig, sowas habe ich ja noch nie gesehen. Ich frage ihn, ob ich ein Foto mit ihm machen darf. Er lacht, ich darf. Noch ein kurzes Schwätzchen und los geht die Fahrt ins Dunkle.
Nach ein paar Stunden gibt es eine kleine Abendessen- und Klopause an einem kleinen Restaurant mitten im Nirgendwo. Dann wieder weiter. Im Morgengrauen wache ich auf, der Bus steht scheinbar seit geraumer Zeit an Position zwei vor der geschlossenen Grenze, direkt vor uns nur noch der andere Bus auf derselben Route. Kleine Stände am Straßenrand bereiten sich auf den Tag vor, einer bietet kleines Frühstück und Tee an. Dann geht es ziemlich schnell und freundlich durch die Grenze und wieder in den Bus. Nach einer Stunde ein Stopp unweit der Hauptstraße – hier wird dann vom Zoll jedes Gepächstück einzeln betrachtet, fast alle auch manuell durchsucht. Dann geht es wieder weiter.
Die Ruta 9 läuft einmal der Länge nach durch Paraguay, etwa wie die A7 für Deutschland. Sie ist wohl auch die einzige längere Überlandstraße im Land, die komplett geteert ist. Rechts und links der Straße sind riesige Grundstücke, auf denen meist nur Tiere herumlaufen, zunächst ist kaum eine andere (etwa landwirtschaftliche) Nutzung zu erkennen. Besonders attraktive Pflanzen sind die Palmen, Kakteen und die dicken Bäume, Florettseidenbäume. Diese sollen im Chacokrieg zum Teil als Versteck für Soldaten hergehalten haben: da sie innen angeblich hohl seien, haben sich die Soldaten nur ein kleines Einstiegsloch gehauen und ein kleines Loch für die Flinte und sich dann im Inneren des Baumes auf die Lauer gelegt.
Zur Mittagspause fahren wir an eine Tankstelle mit großen Supermarkt und SB-Restaurant. Überraschend sind hier die deutschen Überschriften für die Bereiche und ihre spanischen Untertitel. Paraguay hat immernoch recht große, deutschsprachige Gemeinschaften, manche Orte sollen gänzlich deutschsprachig sein. Dann ist es natürlich auch konsequent, das in der Beschriftung und dem Angebot an Wurstwaren, Käse und Broten entsprechend darzustellen.
Spät am Abend erreiche ich nach über 26 Stunden Busfahrt endlich Asuncion und gönne mir ein Taxi ins Hostel.