Iguazú (aus dem guaranischen abgeleitet für großes Wasser, y=Wasser, guasu=groß) ist der Name des Flusses sowie für die Reihe von Wasserfällen (275 genaugenommen, 20 große und 255 kleinere), die auf zweieinhalb Kilometern verteilt sind. Auch die beiden Grenzorte Argentiniens und Brasiliens hier sind nach dem großen Wasser zwischen ihnen benannt. Die Grenze zwischen Brasilien und Argentinien verläuft in der Flussmitte, die Fälle liegen aber nicht zentral sondern in einer Kurve des Flusses; der Großteil der Fälle liegt auf argentinischer Seite, dafür hat man von brasilianischer Seite den intensiveren Blick hinein.
Ich fahre von Asuncion mit dem Bus nach Ciudad del Este, nehme ein Taxi bis zur Grenze, laufe über die lange Grenzbrücke ins brasilianische Foz do Iguaçu und nehme ein Uber zum Hostel. Die paraguayanische Stadt Ciudad del Este, die brasilianische Stadt Foz do Iguaçu und die argentinische Stadt Puerto Iguazú grenzen hier am Dreiländereck aneinander, der Río Paraná trennt Ciudad del Este von den beiden anderen, der Río Iguazu trennt Foz do Iguaçu von Puerto Iguazú. Am Ostende von Foz bzw. Puerto Iguazú liegen dann die berühmten Wasserfälle von Iguazú. Für die Besichtigung dieser Fälle, wohl die weltgrößten, hatte ich im voraus den Start meines Heimfluges hierhergelegt.
Am Abend kann ich dann noch klären, wie ich denn zu den beiden Wasserfallseiten gelange: Auf die argentinische Seite will ich am Mittwoch, die brasilianische Seite folgt dann am Donnerstag. Mittwoch abend muss ich auch noch das Hostel wechseln, da ich die erste Nacht erst später nachgebucht und keinen Platz im anderen Hotel mehr bekommen hatte.
Mittwoch geht es also zunächst über die Straße zum Stadtbus nach Argentinien, man sollt darauf beharren, an der Grenze aussteigen zu dürfen, um die für Touristen notwendigen Grenzformalitäten zu erledigen. Einheimische fahren hier einfach durch. Da ich zuvor von empfindlichen Geldstrafen gehört habe, will ich nicht ausprobieren, das nachzuahmen. Die Schlange ist kurz, ich bin wirklich schnell abgefertigt, der Bus ist aber schon weiter. So warte ich auf den nächsten, sie fahren eh etwa alle 20min. Der bringt mich zur und über die Brücke an die Einreise nach Argentinien. Auch hier geht alles fix und ich erwische den hier dann doch wartenden Bus noch. Der bringt mich zum Busterminal, von wo ich den Zubringer zum Nationalparkszentrum und -eingang nehmen kann. Dort dann noch den Eintritt bezahlt, nochmal ein Blick auf die Karte und los Richtung Bahn.
Die kleine Schmalspurbahn soll mich bis ganz nach hinten in den Park bringen, von da will ich alle Fußwege nehmend zurückwandern. Leider fährt die Bahn nur ein kurzes Stück – der ganze hintere Teil ist wohl (seit Monaten) noch gesperrt. Schade, da hätte man ein tollen Blick von der Mitte aller Fälle über die Insel zwischen den Fällen gehabt, dazu einen tollen Überblick über brasilianischen und argentinischen Teil. Neben dem Bahnhof sind überdachte Tische und Bänke als Raststätte angelegt, so sitzen hier schon ein paar Leute und entsprechend haben sich kleine Affen (Makaken?) und die überhaupt nicht scheuen Nasenbären mit ihren scharfen Krallen hier schon angesammelt und versuchen, von den Touristen ein paar Leckereien zu erbetteln oder auch erbeuten.
Ich begebe mich zu den beiden verbleibenden Rundwegen und übersehe am oberen Rundweg scheinbar das Richtungsschild und starte die erste Runde gegen den Strom. Nachdem ich gut die Hälfte geschafft habe sehe ich die ersten Einbahnschilder, bleibe nun aber einfach trotzdem gegen den Strom unterwegs. Niemand sagt etwas, nur wenige Leute schauen irritiert, ich freue mich, dass ich so gegangen bin – denn ich sehe zuerst den Fluss oberhalb der Fälle, wie er ruhig und gewaltig breit dahinfließt, sich überall zwischen kleinen und größeren Inseln immer weiter aufteilt. Nach und nach nähere ich mich der Kante, den Fällen. Ich genieße viele schöne Blicke, zum Teil direkt von der Kante oberhalb eines der Fälle, aber auch aus dem Strom vor den Fällen und seitlich und unterhalb der Fälle. Das tiefe, laute Donnern des ganzen fallenden Wasser ist beeindruckend.
Dann gehe ich zum unteren Rundweg (er ist auf halber Höhe der Fälle) und setze mich bald an einem der etwas ruhigeren Aussichtspunkte auf eine Steinbank, esse einen Happen und genieße das Tosen. Eine kleine Eidechse rennt zwischen den Leuten herum ich beobachte sie eine Weile. Plötzlich bemerke ich, dass sich hinter mir, keine 40cm entfernt ein weitaus grüßeres Reptil entlanggeschlichen hat: Eine Tegu-(„Teju“-)Eidechse. Als ich mich auf sie zubewege, macht sie sich schnell ins Gebüsch vom Acker, ich schaffe es aber noch, ein paar Fotos zu schießen.
Zurück vom zentralen Platz lasse ich den Bahnhof links liegen und gehe die vielleicht anderthalb oder zwei Kilometer zu Fuß zum Nationalparkzentrum, finde den Bus zum Terminal, weiter mit dem Bus bis zur argentinischen Ausreise (für diese Reise tatsächlich das letzte mal raus aus Argentinien) und kurz darauf weiter bis zur Einreise nach Brasilien, dann mit dem nächsten Bus wieder in die Innenstadt. Den Weg zum neuen Hostel werde ich gehen, was sich bei der schwülen Hitze schnell als anstrengend herausstellt, ich zieh’s aber bis zum Ende durch.
Am Abend gehe ich dann in ein Churrasco – das ist ein Restaurant, wo verschiedene Fleischsorten auf Spießen langsam gegart werden und dann mit den Spießen reihum die Tische besucht wird, und jedem Gast der möchte ein Stück davon abgeschnitten wird. Dazu gibt es ein riesiges Salat- und Pizzen-Buffet, auch jeden Menge Nachspeisen sind zu bekommen. Für 10 EUR kann ich soviel Essen, wie man möchte, genau das Richtige nach einem langen, anstrengenden Tag…
Am kommenden Morgen nehme ich dann den Bus zur brasilianischen Seite der Fälle. Am dortigen Nationalparkzentrum bekomme ich recht schnell meine Eintrittskarte, da die meisten sich vor den Automaten anstellen und ich einen der wenigen Schalter nutze. Dann geht es zu einer sehr lange Schlange von Leuten, die alle am Ende ihr Ticket als Eintritt vorzeigen müssen, danach in die nächste lange Schlange zum Warten auf die Busse, die die Nationalstraße dahinter noch befahren dürfen. Das sind fast alles ältere, irgendwo ausgemusterte Busse, kein einheitliches Aussehen, nichtmal farblich. Die meisten haben keine Klimaanlage mehr, daher wurden zur Belüftung einfach alle Fenster ausgebaut – bei Regen wird vermutlich eh weniger Andrang sein…
Irgendwann steigen fast alle aus, ich schließe mich an, folge dem einen Pfad immer weiter runter zum Fluss. Ein furchtbarer Menschenauflauf schiebt sich mit mir den schmalen Weg langsam entlang. Irgendwann kommen die ersten Blicke rüber nach Argentinien auf die dortigen Fälle – ein schöner Gesamtüberblick auf das, was ich gestern schon vom Nahen und aus anderer Perspektive gesehen habe.
Nach und nach nähern wir uns dann auch den brasilianischen Fällen, an bestimmten, besonders fotogenen Punkten auf Balkonen wollen alle unbedingt Selfies machen, ich verzichte darauf, kann über deren Köpfe schnell ein paar Bilder machen und große Gruppenteile hinter mir lassen. Der Weg ist immernoch voll, aber es wird langsam immer besser. Dann komme ich am Ende und dem Highlight dieses Weges an: Ein Weg auf Stelzen führt auf halber Höhe der Fälle nach rechts auf und über ein Zwischenplateau bis vor zur Kante linker Hand kommt in ca. 80m das Wasser von oben breit heruntergefallen und erzeugt einen nassen, feinen aber dichten Nieselregensturm, der einen innerhalb fünf Minuten vergessen lässt, dass man sich gerade im heißen Sommer befindet. Schnell bin ich klatschnass, habe Angst, dass mir der Wind das Handy aus der Hand wegweht. Vorn an der Kante hat man dann den tollen Blick rundum, in wirklich alle Richtungen – über mir der blaue Himmel mit ein paar weißen Wolken, rund um mich herum Wasser, fast alles in verschiedenen braun-Tönen, nur wo es gerade aufgeschäumt ist wirkt es mal weiß. Der Fluss nimmmt seit einigen Jahren viel Sediment mit, das färbt das Wasser braun – früher war das Wasser klar und die Fälle wohl ganz weiß.
Runter von der Platform kann ich noch näher an das beeindruckende Donnern der oberen Fälle herangehen, ich sonne mich direkt daneben (aber außerhalb vom nassen Wind sitzend) bis ich trocken bin, dann gehts über eine Treppe wieder nach oben, in den nächsten Bus und zurück wie ich gekommen war.
Am Abend packe ich dann für den Flug um, einiges darf ja nicht mehr ins Handgepäck ud es sollte am Ende ja auch nicht zu schwer sein. Trotzdem brauche ich griffbereit viele wärmende Kleidungsstücke, da ich ja schon in Zürich umsteige und an mein Gepäck aber erst in München nach der Landung kommen werde – wenn es denn auch vollständig und zeitgleich dort ankommt…